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Mit Tschechisch und Toleranz gegen das allgemeine Verkommen

Tomá¹ Bavorovský

Václav Bøezan beschreibt uns relativ ausführlich Schritte, die Vilém von Rosenberg im Jahre 1553 gegen das „nicht beispielhafte oder ausgelassene Leben“ des südböhmischen katholischen Klerus unternahm. Beim Ausmisten der Pfarrställe wählte er damals zu seinem Hauptmitarbeiter den temperamentvollen katholischen Priester Tomá¹ Bavorovský, einen gebürtigen Südböhmen, erfahrener Pfarrer aus Plzeò/Pilsen und ab diesem Jahr neuer „Erzpriester“ in Bechynì, dem die Funktion des Predigers am Rosenberger Hof anvertraut wurde. Er sollte damals, sich selbst als gutes Beispiel gebend, Pfarrerexzentrizitäten rügen und bestrafen. Damit kam man im zügellosen Frührenaissanceböhmen aber nur wenig an.

Literarisch war Bavorovský doch erfolgreicher. Seine tschechischen Predigten gefielen dem Rosenberger Herrscher so sehr, daß er wegen seines Umzugs aus Plzeò/Pilsen auch einen langwierigen Streit mit den erzbischöflichen Administratoren auf sich nahm. Fünf Jahre vor Bavorovskýs Tod widmete er dem Druck seines bekanntesten Werkes („Postila èeská aneb Kázání a vejklady na evangelia“, 1557) eine beträchtliche Summe, das die Welt in einer prächtigen Ausgabe mit Holzschnitten, in einigen Exemplaren sogar koloriert, genießen konnte. In der Vorrede finden wir eine ideenkonzentrierte Überlegung zum noch einige Jahrhunderte aktuellen Thema: der Autor erklärt hier, daß es Sinn hat, tschechisch zu schreiben.

Bei dieser Vilém von Rosenberg gewidmeten Vorrede muß darauf hingewiesen werden, daß damals der Kontakt mit dem hochhumanistischen Denken europäischen Niveaus nichts Außerordentliches war. Bavorovský meldet sich gleich am Anfang zum niederländischen Torheitslober Erasmus von Rotterdam, dessen Ideen bis zum Antritt des Tridentinum in Böhmen von allen wichtigen christlichen Konfessionen angenommen wurden. Unter vielen tschechischen Übersetzern der Schriften von Erasmus finden wir auch südböhmische Bewohner, z.B. den Schreiber aus Èeské Budìjovice/Budweis Jan Petøík von Bene¹ov oder den in Tábor/Tabor gebürtigen Pavel Lucýn Helikoniad.) Obwohl sich Bavorovský im Text gegen ein starkes Wachstum von Konflikten zwischen unterschiedlichen Sekten ausspricht (anstößige Bücher sollten sogar verbrannt werden), war er Richtung Utraquismus sehr tolerant. Gleich wie sein Rosenberger Mäzen suchte er eher den Weg zum Religionsfrieden als Reibungspunkte.

„Seine Predigten wurden ordentlich durchdacht, streng vorher disponiert. Die kernige, plastische, empfundene, volkstümlich einfache, und trotzdem stilistisch geschliffene Sprache ist der wichtigste Vorzug Bovorovskýs Postille. Durch diese Eigenschaft überragt sie die zahlreichen Postillen, die von allen Konfessionen das ganze 16. Jahrhundert ins Tschechische fleißig übersetzt wurden.

Jan Jakubec, 1911

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