Im Angesicht der Berge Adalbert Stifter
Von
bequemen Schulmeistern wird er ins literarische Biedermeier eingereiht. Sein Schicksal
könnte uns diese Vereinfachung bestätigen: ein ehrwürdiger Beruf (Schulinspektor in
Oberösterreich), sentimental gedämpfte und trotzdem sein ganzes Leben dauernde Liebe zu
Fanny Greipl, ein ehrliches ländlich-bürgerliches Aussehen und Träume über eine
vernünftige und harmonische Vervollkommnung der Menschheit. Stifters Prosa suggeriert uns
meisterhaft ein langsames Zeitvergehen, und unterscheidet sich somit radikal von dem, was
uns heute die hektische reizüberflutete Zeit aufzwingt. Stifters Lektüre könnte in der
Artetherapie mit Erfolg benutzt werden, wir finden darin kein leichtsinniges Rappeln und
keine Krämpfe. Die Werke werden auf einem allmählichen, systematischen und sehr
gründlichen Abstieg in die Tiefe der Welt und des Lebens darin aufgebaut.
Stifters Kredo
könnte folgend lauten: Der Mensch wird zum Überschreiten seiner selbst berufen, er tut
dies im intimen Einklang mit der Natur, im fleißigen und ergebenen Studium ihrer
Äußerungen und im demütigen Kniefall vor ihrer Vollkommenheit und Schönheit. Stifter
selbst war ein Sohn des guten alten Österreichs, und zwar auch in dem Sinne, daß er
seine Grenzen kaum verließ. Das brauchte er auch nicht, denn zwei grundlegende
geistig-geographische Kräfte, die die Form seiner inneren Einstellung bildeten, hatte er
zu Hause: Zwei Gebirge. Waldreiches, unmittelbar nahes Heimatgebirge, den Böhmerwald, und
am Böhmerwalder Horizont die verschneiten Alpengipfel. Über seinen Waldgänger schrieb
Stifter, daß er „auf einem jener Scheidepunkte stand, wo das Auge beide Teile, die
heiteren, herrlichen Gebirgslandschaften und jene einfacheren, unbedeutenderen Gegenden
unsers Vaterlandes mit einem Male überschauen kann.“ Es waren höchst
autobiographische Worte.
Stifters
Sehnsucht nach Harmonie entsprang weder Angst noch Bequemlichkeit. Sein umfangreiches
Erzählungs- und Romanwerk besteht sowohl aus dem demütigsten Studium von
Alltagskleinigkeiten, als auch aus der Kraft von Wildbächen und bizarren Felsenblöcken.
Sein Bemühen um eine Lebensharmonie entsprach seinem hartnäckigen Kampf um die
prosaische Form, die nach einer langsamen und präzisen Verflechtung von Bild und Bewegung
mehrmals mit Homers Ilias verglichen wurde.
Unter diesem
Blickwinkel mutet es nicht mehr seltsam an, daß Stifters Werke als wenige von den deutsch
geschriebenen von Friedrich Nietzsche hoch geschätzt wurden. Die zeitgenössische Kritik
wies Stifter zwar als „überschätztes Talent“ ab, sie ahnte aber nicht, daß sie den
tiefsten deutsch-tschechischen Schöpfer des 19. Jahrhunderts mißachtet.
Auswahlbibliographie von Adalbert
Stifter:
Feldblumen, 1835
Der Kondor, 1840
Der Hochwald, 1841
Die Mappe meines Urgroßvaters, 1841-47
Abdias, 1842
Brigitta, 1843
Studien, 1844-50
Der Beschriebene Tännling, 1845
Der Waldsteig, 1845
Der Waldgänger, 1847
Bunte Steine, 1853
Granit, 1853
Nachsommer, 1857
Witiko, 1865-67
Erzählungen, 1869 |
Lukáš Heřman, 2003-08-29 16:06:38
Vážení,
už dávno, předávno se stalo módou Adalberta Stiftera "opěvovat". Nikdy nevadil. Za Rakouska to byl oficiální autor. Za první republiky se zneužíval jeho směšný a nerealizovatelný koncept harmonického soužití Čechů a Němců. Skončilo to protektorátem a následným vyhnáním. Za komunistů byl jedním z mála německých autorů, jehož jméno se vůbec smělo oficiálně vyslovit (Vítek vyšel v českém překladu v těch nejtužších padesátých letech!!!). Sudetští krajani (postfašisti z Witikobundu i ti rozumnější) ho vyvěšují na fangle, kdykoliv jen trošku můžou. Naši intelektuálové - aby si snad nezadali: vždyť Stifter je "světový autor" - jim v tom zdatně přikyvují.
Co se to ale oslavuje? Nešťastník, který bláhově doufal, že to mezi Čechy a Němci přeci jen poklape? Autor těch k uzoufání nudných popisů kdečeho, co mu před nosem přelétlo?
Vždyť tu starožitnost nikdo pořádně nečte.
A Vy z něho zase děláte titána a tedy jen pokračujete ve starých šlépějích!!!
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