DiskussionDiskussion
Pupende Forschungsverwicklungen mit der tschechischen und französischen Sprache

Südböhmische Thelema

Niemand kommt zum Wesen einer Sprache näher als ein guter Übersetzer. Und wenn sich bei einer umfangreichen Arbeit mehrere treffen, die sich im Rhythmus ihres Atems einig sind, können unerwartete Tiefen der Sprache entdeckt werden. Und so geschah es auch. Ein ursprünglich studentischer Übersetzungskreis, der seine Fähigkeiten am riesigen Werk von Rabelais Gargantua und Pantagruel übte, veränderte sich allmählich in eine Arbeits- und Schaffensgeistesgemeinschaft, die in der tschechischen Kultur keinen Vergleich hat. Alles begann im Jahre 1908. Der wichtigste Initiator einer vieljährigen Bemühung war der führende zeitgenössische Romanist, Prokop Miroslav Haškovec, Professor eines Gymnasiums in České Budějovice/Budweis und später Professor der Karl-Ferdinand-Universität in Prag. Schon in České Budějovice/Budweis engagierte er die Studenten Karel Šafář, František Kamarýt und Václav Pártl, in Prag dann Josef Rejlek, Jan Čárta und Stanislav Malec. Die Übersetzung, die das „sprühende und speiende Feuerwerk“ der Wortspiele von Rabelais überwinden mußte, entstand sowohl in der Dunkelheit der Studienräume, als auch während der Arbeitsabende in der Wohnung von Professor Haškovec oder während der gemeinsamen Spaziergänge in der Umgebung von Prag, České Budějovice/Budweis oder Beroun/Beraun. Die Zwischenfassung der Übersetzung vom ersten Buch erschien im Jahre 1912. In den 20er Jahren widmete sich der Übersetzung vor allem das Paar Šafář - Rejlek. Die erste definitive Fassung der Übersetzung, die einen ungewöhnlich umfangreichen Wortschatz im ganzen Spektrum der Sprachschichten ausnutzte, erschien im Jahre 1931 im Verlag „Družstevní práce“.

Karel Šafář, das begabteste und auch fruchtbarste Mitglied der Südböhmischen Thelema, ist Autor von weiteren 24 Übersetzungen aus dem Französischen, Italienischen und Arabischen.

Auswahlbibliographie der Übersetzungen von Karel Šafář:
Marie de La Fayette: Kněžna de Cleves, 1910 (1959)
Maurice Maeterlinck: Pohřbený chrám, 1911
Francois Rabelais: Hrůzyplný život velikého Gargantuy otce Pantagruelova, Česká Theléma, 1912
Jean Jacques Rousseau: Dumy samotářského chodce, 1913 (1962)
Sindibád. Vypravování Sindibáda námořníka z arabské sbírky pohádek Tisíc a jedna noc, 1914
Ernest Renan: Vzpomínky z dětství a jinošství, 1925
Joseph Bédier: Román o Tristanovi a Isoldě, 1929
Francois Rabelais: život Gargantuův a Pantagruelův, Jihočeská Theléma 1931 (1953)
Šprými hodži Nasr-ed-dína efendiho, 1932
Markéta Navarrská: Heptameron, 1932 (1960)
Příběh o jinochu a smutných starcích, 1939
Alfréd de Vigny, Smrt vlka, 1945 (1965)

Diskussion - Übersicht
1x1.gif (43 bytes)